Wenn kein Stein auf dem anderen bleibt

RMB Jura macht Steinbruch fit für Zukunft und richtet Ab-läufe und Prozesse auf Effizienz aus

 

Von der Festanstellung in die Selbstständigkeit: Ludwig Wenninger und seine Lebensgefährtin Alexandra Spielberger hatten einen guten und sicheren Job. Er war Assistent in der Geschäftsführung in einem Agrarkonzern mit über tausend Mit-arbeitern, verantwortlich für einen Umsatz von 150 Millionen Euro und hätte dort mit 27 Jahren zum CEO aufsteigen können – sie war im Projektmanagement in der Unterneh-mensberatung für einen Automobilkonzern tätig. 2020 kam dann der Wechsel. Ludwig Wenninger übernahm den familiären Steinbruchbetrieb und gründete die RMB Jura GmbH im Altmühltal zwischen Eichstätt und Weißenburg und entwickelt ihn zusammen mit seiner Partnerin weiter, die 2022 ebenfalls komplett bei ihm eingestiegen ist. 

 

Der studierte Agrarwissenschaftler und -ökonom bringt Erkenntnisse aus der Landwirtschaft mit ein und sie schaut aus der Perspektive der Automobilindustrie auf den Betrieb. Das heißt: Es folgten Investitionen auf neuestem Stand der Technik und Innovationen. Abläufe und Pro-zesse wurden im Hinblick auf Effizienz ausgerichtet und das Unternehmen im Zuge von Digi-talisierung umgekrempelt. „Wir haben uns angeschaut, was wir verändern müssen und sprich-wörtlich jeden Stein umgedreht, um herauszufinden, was wir besser machen können“, so Lud-wig Wenninger. Das Ergebnis sind neue Produkte, wie Mauersteine, eine eigene Schotterpro-duktion oder Endprodukte in aktuell sechs verschiedenen Oberflächen, von poliert bis mattge-bürstet, die unter Rothensteiner Jura als Bodenbelag, Fassaden, Fensterbänke oder Treppen-stufen vermarktet werden.

 

„Kannst du dir bitte mal den Betrieb anschauen?“ Mit dieser Bitte wandte sich 2019 seine Mutter, die zusammen mit seinem Onkel den Steinbruch samt Verarbeitungsbetrieb leitete, an Ludwig Wenninger. Gesagt, getan. Jeden Tag waren er und Alexandra Spielberger somit vor Arbeitsbeginn in ihren Bürojobs vor Ort im Steinbruch – quasi nebenberuflich. „Irgendwann stand ich vor dem Punkt: Entweder mache ich das ganz oder gar nicht“, so Ludwig Wenninger. Er erwarb die Anteile und übernahm 2020 den Steinbruch, der erstmals bereits 1761 urkund-lich erwähnt wurde und auf eine lange Tradition zurückschauen kann. Schnell war klar: Ent-scheidungen mussten getroffen werden. Die Technik musste angepasst und modernisiert wer-den. Ein Cat Kettenbagger 323 der neuen Generation wurde über die Zeppelin Niederlassung Erlangen angeschafft. „Letztlich haben die technische Ausstattung, der Full Service und der angebotene Rückkaufwert überzeugt und wir konnten auf die Unterstützung von Cat Financial zählen“, meint der neue Firmenchef.

 

Gesetzt war in dem Unternehmen all die Jahre ein Radlader in der Größe eines Cat 988. Seit 1993 arbeitet Karl Schwenk in diesem Unternehmen als Radladerfahrer – angefangen hat er mit der B-Serie. Es folgten die Serien F, H und K. Inzwischen ist er beim Cat 988K XE ange-kommen. Er hat das richtige Gespür dafür, wie er die im Lauf von Millionen Jahren mit den Schichten verwachsenen Blöcke herausholt. „Da braucht es viel Gefühl. Oft lassen sich die Blöcke nur schlecht von der dazwischenliegenden Lehmschicht lösen. Aber Karl ist die treue Seele unseres Betriebs. Er kennt jede Lage in unserem Steinbruch und weiß ganz genau, wie er vorgehen muss, damit wir möglichst wenig Ausschuss haben“, meint Ludwig Wenninger. Und das wird oftmals zu einem ganz schönen Kraftakt.

 

Umso wichtiger wird daher ein schonender Einsatz von Maschinentechnik. Das hat dazu ge-führt, bei der Zeppelin Niederlassung Erlangen auch in einen Cat Radlader 988K XE zu inves-tieren. Ihn zeichnet dieselelektrische Antriebstechnik aus, die in eine deutliche Spritersparnis und ein direkteres Fahrverhalten münden. Das Ergebnis: „Selbst im harten Marmoreinsatz konnten wir so den Spritverbrauch von 55 auf 25 Liter pro Stunde von der B- auf die K XE-Serie senken“, so Ludwig Wenninger.

 

Auf alternative Antriebstechnik setzt RMB nicht nur in der Gewinnung, sondern auch in der Rückverladung. Dort übernimmt ein Cat 982 XE das Verladen der Blöcke auf Lkw zur Weiter-verarbeitung. Markenzeichen des Radladers ist wiederum ein stufenloses, leistungsverzweig-tes Getriebe, um auch hier die Vorteile der Spritersparnis auszuschöpfen.

 

Ein Cat Kettenbagger 326FLN in Verbindung mit einem Wimmer Anbaugerät hat wiederum die Aufgaben eines Bohrgeräts übernommen, das vertikal Löcher in den Gesteinsschichten anlegt. In diese Löcher werden Hydraulikspalter eingesetzt, die mit Druck den mächtigen Na-turstein aus dem festen Verbund ablösen – tiefe Risse treten auf. Dann kommt der Cat Rad-lader 988K XE ins Spiel und schiebt seinen Hebezahn unter den Block und bricht ihn heraus. Schicht für Schicht und Block für Block werden getrennt. Deren Größe hängt von den natürli-chen Klüften und Spalten sowie Schichtdicken ab. Doch mit dem Lösen der Blöcke ist es damit noch nicht getan – ein Block kann schon mal 20 Tonnen und mehr Ladung aufbringen. So ein schwerer Klotz muss transportiert und verladen werden. Für diese Aufgabe tauscht der Fahrer den Hebezahn gegen Gabelzinken aus. Mit einer Schaufel werden Gesteinsbrocken und Reste aufgenommen, die dann der Schotterproduktion zugeführt werden.

 

Ein Radlader wie der Cat 988K XE arbeitet im Wechsel von Hebezahn, Gabel und Schaufel. Weil der harte Marmor den Baumaschinen an die Substanz geht, setzt das Unternehmen bei allen Geräten auf den Locmatic-Schnellwechsler. „Durch die konische Verengung kann sich kein Spiel in den Bolzen bilden, was dazu führt, dass sie nicht ausgeschlagen werden“, erklärt Wolfgang Wagner, Verkaufsrepräsentant der Zeppelin Niederlassung Erlangen, der zusammen mit Serviceberater Manfred Habelt das Unternehmen berät. Aber auch Kettenbag-ger profitieren davon, wenn sie wie drei Cat 336 der neuen Generation mit Hammer und ver-schiedenen Löffeln arbeiten. „Wir versuchen möglichst alles ressourcenschonend mit der größtmöglichen Wertschöpfung zu verwerten und nichts zu verschwenden“, so Ludwig Wen-ninger. Das war nicht immer so.

 

Bevor er einstieg, konzentrierte sich der Abbau im Steinbruch auf die Produktion von Kalk-steinrohblöcken. Neu hinzugekommen sind Mauersteine und Bodenbeläge, Fassaden, Fens-terbänke oder Treppenstufen, die als Rothensteiner Jura vermarktet werden. Derzeit legen Cat Kettenbagger 336 ein Dolomit-Vorkommen frei – daraus könnten Wasserbausteine wer-den. „Es hat zweieinhalb Jahre gebraucht, bis wir den Steinbruch so entwickelt hatten, dass wir an jede Lage und Verwertungsrichtung kommen und nun jede Kundenanforderung bedie-nen können, damit der Kunde seinen Stein aus der gleichen Schicht ohne gravierende Farb-abweichungen bekommt. Vorher gab es nur eine Fläche und diese wurde von Lage 26 auf Lage Null abgetragen“, so Ludwig Wenninger.

 

15 Beschäftige übernehmen Aufgaben im Abbau und in der Produktion. „Damit wir unseren Betrieb weiter nach vorne bringen können, müssen wir unsere Mitarbeiter mitnehmen. Das geht nur durch Überzeugung und Vertrauen. Und das gilt auch für unsere Kunden im In- und Ausland. Sie können wir nur gewinnen, wenn wir mit Qualität und Service punkten – und das wird bei den derzeit hohen Zinsen umso wichtiger, die sich auf die Baunachfrage auswirken. Dann müssen wir uns erst recht anstrengen und anpassen, um auf Kundenwünsche zu rea-gieren. Was zum Beispiel unsere Mauersteine betraf, so haben wir diese mit den Kunden ge-meinsam entwickelt, die wir gefragt haben, was genau sie hier benötigen, damit sie sich im Böschungsbau gut setzen lassen“, so Alexandra Spielberger. Sie kümmert sich um alles, was HR, Finanzen und Rechnungswesen sowie Marketing betrifft. Von Anfang an hat sie ihren Partner beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt und gab letztlich ihren Vollzeitjob auf, um mit ihm gemeinsam den Betrieb fit für die Zukunft zu machen. „Man muss für die neue Aufgabe viel Herzblut und Leidenschaft mitbringen. Natürlich ist es ein großer Unterschied zum Umfeld Automobilindustrie und einem Konzern. Dafür hat man viel mehr Entscheidungs-möglichkeiten und kann ein Unternehmen weiterentwickeln“, erklärt Alexandra Spielberger. Erst seit acht Wochen sind alle Büros in einer Containeranlage vor Ort untergebracht – davor arbeitete sie vom Homeoffice aus. Ludwig Wenninger wiederum ist immer mittendrin in der Produktion. Und wenn Not am Mann ist, steuert er auch schon mal

 

eine der Maschinen. „Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, dann kann man das kaum kompensieren“, erklärt der Geschäftsführer. Umso wichtiger wird es darum, Prozesse teilweise zu automati-sieren und zu digitalisieren. Dies spart für die Mitarbeiter Zeit und wirkt sich direkt auf die Produktivität aus.

 

So wird längst VisionLink genutzt, um Daten rund um den Spritverbrauch oder Leerlauf zu erfassen. „Doch es könnte noch mehr und etwas schneller gehen, um unseren Steinbruch und die ganze Produktion komplett digital abzubilden. Hier ist die Landwirtschaft schon viel weiter, was die Datenerfassung und -analyse betrifft, wenn man bedenkt, welche Informationen beim Einmessen von Tausenden Hektar Fläche ausgewertet werden, damit dann der Traktor die richtige Fahrspur nimmt“, meint Ludwig Wenninger. Dabei hat er schon die Weichen gestellt, um mithilfe von Zeppelin Bluetooth-Trackern Baumaschinen und weitere Schlüsselkennzahlen zu visualisieren und für Betriebsabläufe oder Entscheidungen zu nutzen. Auch das Zeppelin Dashboard Como hat RMB Jura eingeführt, um proaktiv Maschinenschäden zu monitoren. Como schafft eine direkte Anbindung an das Flottenmanagement im Kundenportal, sodass der Zustand von Baumaschinen leicht überblickt werden kann. Somit sollen ein störungsfreier Betrieb des Maschinenparks sichergestellt und ungeplante Stillstandzeiten vermieden werden.

 

Ziel und Wunsch von Ludwig Wenninger und Alexandra Spielberger wäre es jedoch, alle Da-ten einmal in einer Plattform abzubilden und dann alles auf einer App jederzeit und überall abrufen zu können. „Dann hätte man quasi alle Daten zum Steinbruch griffbereit in der Hosen-tasche“, so Ludwig Wenninger. Letztlich soll alles in einer Vollkostenauswertung zusammen-gefasst werden. „Wir wollen wissen, wo Maschinen eingesetzt waren, wie produktiv der Bre-cher war und wo Kosten entstehen. Damit wir dann genau wiederum unsere nächsten Inves-titionen festlegen können“, so Ludwig Wenninger. Das waren bislang drei Cat 336, zwei 326FLN, ein 323, ein Cat 982M, ein Cat 982 XE und ein Cat 988K XE.

 

Es geht jedoch nicht nur um den Abbau und die Produktion, sondern auch um die Vermark-tung, die digitalisiert werden soll. Unter www.rmb-jura.de gibt es einen Bedarfsrechner für Jura-Mauersteine. Kunden müssen dann lediglich Daten zur Fläche und zu den benötigten Maßen eingeben und die Anfrage absenden. Innerhalb von 24 bis 48 Stunden liegt ihnen dann ihr individuelles Angebot vor. Doch damit sind Ludwig Wenninger und Alexandra Spielberger noch nicht am Ende. Sie wollen in Zukunft auch enger mit Entscheidungsträgern, Planern und Händlern aus der Bauwirtschaft zusammenarbeiten, um im Zuge des Direktvertriebs individuell auf Kundenanfragen reagieren zu können und somit das Serviceangebot für den Kunden wei-ter auszubauen.

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