Antriebskonzepte machen in Zukunft den Unterschied aus: Die Vorteile können etwa bei niedrigeren Emissionen oder aber in der Effizienz liegen. Ein Vorreiter dafür ist der Cat Zweiwegebagger M323F. Er basiert nicht nur auf der aktuellen Motorentechnik der EU-Stufe V, sondern auf einem hydrostatischen Schienenradantrieb, das heißt, hydraulisch betriebene Motoren treiben die Schienenführungsräder direkt an. Anders als bei der üblichen Technik am Markt wird die Maschine auf der Schiene nicht über die darauf abgesenkten Reifen vorwärtsgetrieben, sondern direkt von den Schienenrädern. Die dabei gewonnene hohe Bodenfreiheit gewährleistet, dass die Sicherheitseinrichtungen im Gleisbett beim Fahren nicht beschädigt werden. Und das war der springende Punkt, warum Matthäi Trimodalbau den Maschinenpark um ein solches Gerät verstärkt hat. Das Unternehmen, das zur Matthäi-Gruppe gehört und seit 2014 als eigenständige Einheit der Firmengruppe deutschlandweit Infrastrukturprojekte in den Bereichen Gleisbau, Erdbau und Kabeltiefbau realisiert, hat Mitte April einen neuen Cat Zweiwegebagger M323F von Zeppelin und der Niederlassung Bremen in Betrieb genommen.
Entstanden ist das Maschinenkonzept des Gleisbaggers M323F im engen Austausch zwischen Zeppelin, Caterpillar und dem Spezialmaschinenbauer UNAC seit 2010. Dieser hatte bereits einen umgebauten Cat Mobilbagger für die Schiene im Sortiment. „In Frankreich ist Caterpillar mit den Gleisbaggern bereits Marktführer und auch in der Schweiz ist das hydrostatische Antriebskonzept sehr erfolgreich. Weil wir davon überzeugt sind, dass der Gleisbau auch in Deutschland viel Potenzial hat – im Bereich Neubau und Instandsetzung der Infrastruktur stehen große Aufgaben an – haben wir gemeinsam einen Cat Zweiwegebagger für den deutschen Markt entwickelt und freuen uns nun sehr darüber, dass wir die Firmengruppe Matthäi als wichtigen Kunden für uns von dem Konzept überzeugen konnten“, so Fred Cordes, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Zeppelin Baumaschinen.
Eine weitere Besonderheit der Baumaschine sind ihre kompakten Abmessungen. Der Heckschwenkradius des M323F beträgt nur 1,57 Meter, sodass profilfrei innerhalb des Raumlichtradius der Bahn gearbeitet werden kann. „Das wird von Vorteil sein, wenn wir unter beengten Verhältnissen arbeiten müssen“, erhofft sich Wulf Höppner, Geschäftsführer von Matthäi Trimodalbau. Er kündigte an, die Technik die nächsten Monate intensiv auf den Prüfstand zu stellen und sich dabei anzuschauen, wie sie sich bei den Gleisbaustellen in der Praxis bewährt. Dabei kommt es vor allem auf den Fahrer an. „Wir legen viel Wert darauf, dass der Fahrer, der das Gerät bedient, es auch wirklich will“, meint Wulf Höppner. Dass Fachkräfte immer wichtiger werden, gilt nicht nur für den Gleisbau, sondern für die ganze Firmengruppe, die mittlerweile über 2 700 Beschäftige zählt. Ihnen ein guter Arbeitgeber zu sein, zeigt sich dann auch daran, dass man erneut als einer der besten Ausbildungsbetriebe Deutschlands ausgezeichnet wurde.
Die erste Bewährungsprobe für den neuen Cat M323F steht dann gleich in Bremerhaven an, wo die Deutsche Bahn die Eisenbahnbrücke über die Cherbourger Straße modernisiert. Dafür müssen Oberleitungen abgebaut und das Gleis rückgebaut werden. Im Bereich des Damms erfolgt ebenfalls der Rückbau der Lärmschutzwand auf rund 200 Metern, der Schienen und Schwellen sowie der Abbruch der alten Widerlager. Von Anfang April bis August werden die Gründung und die neuen Widerlager erstellt. Mitte August wird dann der neue Brückenüberbau über die Cherbourger Straße mit selbstfahrenden Schwerlastmodulen eingefahren. Wenn der Oberbau, die Oberleitung und die Kabelkanäle wiederhergestellt sind, soll dann im Oktober das Gleis wieder in Betrieb genommen werden.
Matthäi Trimodalbau versteht sich als ein Allrounder im Gleisbau. „Trimodalbau ist als Firmenname eher ungewöhnlich, doch wir wollten damit die drei wesentlichen Infrastrukturbereiche wie Schiene, Straße und Wasser zum Ausdruck bringen und den gesamten Gleisbau abdecken“, so Professor Bernd Afflerbach, technischer Geschäftsführer und Gesellschafter der Konzern-Holding. Seit der Gründung im Jahr 2014 konnten zahlreiche Projekte realisiert werden, die Baumaßnahmen im Gleisbau, Kabeltiefbau, Erd- und Tiefbau, Wasserbau, Straßenbau und Deichbau umfassen. Zu den namhaften Projekten, an denen Matthäi Trimodalbau beteiligt war, zählen der Bau des Hafentunnels Bremerhaven, der Gleisumbau zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven sowie eine Vielzahl an Ausbau-, Neubau- und Sanierungsprojekten am norddeutschen Streckennetz sowohl von der Deutschen Bahn wie auch von anderen Streckenbetreibern.
Aktuell ist Matthäi Trimodalbau auch am Umbau des Bahnhofs Altona im Einsatz. Durch die Zugehörigkeit zur Firmengruppe stehen umfassende Ressourcen und Fachexpertise aus dem unternehmenseigenen Netzwerk zur Verfügung, sodass Vorhaben jeglicher Größe und Schwierigkeit kein Hindernis darstellen. Abgedeckt werden Leistungen im Neubau und der Instandsetzung von Gleisanlagen, ob als Haupt- oder Nachunternehmer sowie als ARGE-Partner. Das reicht von der Vermessung und der Toleranzprüfung von Gleisen und Weichen über Schweiß- und Neutralisierungsarbeiten, der Instandhaltung bestehender Gleisanlagen bis hin zur kompletten Neuherstellung von Gleisanlagen. Dies auch im Zusammenhang mit allen dazugehörigen Kabeltiefbau-, Erd-, Entwässerungs- und Straßenbauarbeiten. Für diese Bauaufgaben steht ein umfangreicher, speziell auf diese Bauleistungen ausgerichteter Maschinenpark aus dem eigenen Fuhrpark zur Verfügung.
2021 hat Matthäi Trimodalbau den Firmensitz Verden nach Lilienthal verlegt. Im Gewerbegebiet an der Gutenbergstraße wurden drei Gebäude erworben: eine Lagerhalle mit rund 1 800 Quadratmetern, ein Bürogebäude mit rund 400 Quadratmetern und eine Produktionsstätte mit einer integrierten Büroeinheit mit rund 2 300 Quadratmetern. Dort soll das Geschäft rund um die Schiene weiter ausgerollt und dafür auch umfangreich neu gebaut werden. Die gesamte Firmengruppe ist inzwischen an über 60 Standorten sowohl in Nord- und Ostdeutschland als auch in Estland, Finnland und Polen vor Ort.
„2021 hatten wir das beste Jahr in unserer über 85-jährigen Firmengeschichte. Wir sind auch sehr gut in das Jahr 2022 gestartet, bis dann der Krieg in der Ukraine losbrach, der zu einer herausfordernden Situation für alle Baubeteiligten führt“, so Professor Bernd Afflerbach, der zusammen mit dem kaufmännischen Geschäftsführer und Gesellschafter Andreas Höttler sowohl das Tagesgeschäft als auch die strategische Ausrichtung der Firmengruppe verantwortet. „Wer im heutigen Bauwesen erfolgreich sein will, braucht eine ausgewogene Kombination aus Fachwissen, ein schlagkräftiges Team aus Experten, Facharbeitern und Logistikern sowie eine lückenlose Versorgung mit Baumaterial“, heißt es auf der Internetseite.
Letzteres ist seit Corona zu einer besonderen Herausforderung geworden – das gilt selbst für ein Unternehmen, das etwa Rohstoffe wie Schotter für Gleisbauprojekte selbst herstellt beziehungsweise sich auch für dessen Recycling einsetzt, um ressourcenschonend zu agieren. Schließlich wird Nachhaltigkeit – insbesondere in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger.