Anfang Oktober gehen die bauma-Vorbereitungen in die heiße Phase über, denn dann sind noch knapp drei Wochen Zeit bis zur Messeeröffnung am 24. Oktober 2022. Bis zum Sonntagabend vor Messebeginn am Montag arbeitet das Zeppelin Team der Projekt- und Einsatztechnik unter Regie von Uwe Wieduwilt unter Hochdruck daran, knapp 50 Cat Baumaschinen in der Halle B6 auf dem Messegelände in München-Riem nach dem Rigging aufzubauen. So heißen in der Veranstaltungstechnik das Positionieren und die Montage von Lasten auf der Standfläche. Zu berücksichtigen ist dabei die Lastverteilung, damit die tonnenschweren Baumaschinen, allen voran die beiden Schwergewichte in Form des Cat Radladers 992 mit 106 Tonnen Einsatzgewicht und des Cat Kettenbaggers 395 mit knapp über 90 Tonnen Einsatzgewicht, sicher abgestellt und in Szene gesetzt werden können.
Normalerweise ist die Projekt- und Einsatztechnik dafür zuständig, Fahrerschulungen, Einweisungen in neue Maschinentechnik sowie Maschinentests und Vorführungen durchzuführen. „Die bauma erfordert den Einsatz des ganzen Teams. Darum haben wir in der Zeit davor bewusst keine Schulungen geplant oder Vorführungen verschoben, sofern es möglich war“, erklärt Uwe Wieduwilt. Er arbeitet bereits zum elften Mal auf der bauma – diesmal ist es die siebte Veranstaltung, für die er den Maschinenauf- und -abbau am Zeppelin Messestand verantwortet. Vier Projekt- und Einsatztechniker sind auf dem Messegelände im Dauereinsatz und setzen dann mit zwei Zeppelin Servicetechnikern die Messeexponate Stück für Stück zusammen. Zwei Tage Zeit haben sie beispielsweise im Fall des Cat Radladers 992 für den Zusammenbau von Geländer, Aufstiegen, Fahrerhaus, ROPS und der 13 Kubikmeter großen Schaufel vorgesehen – schließlich sind es unzählige Kleinigkeiten, die durchzuführen sind.
Zur Seite stehen ihnen die Kollegen von der Messeabteilung und der Messebauer, das Atelier Seitz, mit den verschiedensten Gewerken wie Elektrik, Stahlbau und Schreinerarbeiten. Zum Standbau, der parallel erfolgt, gehören darüber hinaus die Installationen von Licht und Multimedia-Technik, Sprinkler- und Klimaanlagen, aber auch die Grafiken müssen positioniert werden, während die Baumaschinen ihren Platz finden. „Bis ein Gerät seine endgültige Position eingenommen hat, wird es mindestens zehn Mal hin- und her bewegt“, so Uwe Wieduwilt. Der Schlüssel dabei ist die genaue Absprache. „Wichtig ist, vorher alles festzulegen und sich dann auch daran zu halten, um alles wie besprochen umzusetzen“, fügt er hinzu. Die schweren Maschinen dürfen nur an bestimmten Stellen gefahren beziehungsweise platziert werden. „Für die Kettengeräte haben wir Bretter und Platten zum Unterlegen, damit die Ketten den Boden nicht beschädigen“, so der Leiter der Projekt- und Einsatztechnik.
Das mit 220 Tonnen bislang größte Exponat war ein Cat Hydraulikbagger 6020B, der auf der bauma 2013 gezeigt wurde. „Wegen der Höhenbegrenzung der Halle war es natürlich eine riesige Herausforderung, diesen in der Halle aufzubauen, aber auch die vielen Einzelteile brauchten für die Montage Platz“, berichtet der Zeppelin Mitarbeiter. Zwei Autokräne waren nötig, um den Unterwagen samt Laufwerk auf dem Boden in der Messehalle B6 zu platzieren. Auch diesmal geht ohne Stapler, Arbeits- und Hebebühnen gar nichts, wenn tonnenschwere Hydraulikzylinder eingehoben werden müssen oder um Stiel sowie Ausleger miteinander zu verbinden.
Es bedarf einer guten Organisation und Planung, um die gigantischen Ausstellungsstücke angemessen zu präsentieren. Für die bauma 2019 haben erste Aussteller bereits rund 5 Monate vorher Ende Oktober 2018 begonnen, ihre Messestände aufzubauen. Über 13 000 Lkw und 600 Schwertransporter waren laut Angaben der Messe München damals im Einsatz. Weil diese bauma nicht wie sonst im April, sondern wegen der Corona-Pandemie im Oktober stattfindet, hat sich das Zeitfenster des Aufbaus verschoben. Das heißt, Dutzende Lkw und Tieflader machen sich in diesem Jahr erst im Herbst auf den Weg nach München-Riem. „Die Transporte wurden bereits Monate im Voraus geplant. Die Ankunft der Maschinen auf dem Messegelände ist genau festgelegt und mit dem Messebauer abgesprochen. Hier muss die Reihenfolge eingehalten werden – sie richtet sich nach dem Fortschritt der Gewerke und unserer Montagearbeiten“, meint Uwe Wieduwilt.
So ist für den Cat Radlader 992 ein Tieflader für das Grundgerät, für den Überrollschutz ROPS, das Fahrerhaus und das Geländer disponiert worden. Ein weiterer Tieflader wird die Schaufel befördern. Ähnlich ist es bei dem Cat 395 – auch hier sind die Transporte aufgeteilt: Das Grundgerät samt Stiel und der Tieflöffel samt Geländer werden mit zwei Transportfahrzeugen auf das Messegelände gefahren. In Summe hat Zeppelin 55 Tieflader-Transporte vorgesehen. Den Anfang machen die Großgeräte, dann folgen die anderen Baumaschinen, die vor der Halle B6 vom Tieflader abgeladen werden und erst dann in die Halle dürfen, wenn der Messebauer grünes Licht gibt. Kettengeführte Baumaschinen haben Vorrang vor den mit Rädern ausgestatteten Geräten, bis sich die Halle B6 mehr und mehr füllt. Je weiter die Maschinenmontage fortschreitet, desto weniger Platz steht zur Verfügung.
„Wir können gerade einmal ein Viertel der zur Verfügung stehenden 8000 Quadratmeter Fläche in der Halle B6 für unsere Arbeiten beanspruchen“, so der Leiter der Projekt- und Einsatztechnik. Eng wird es nicht nur, um den straffen Zeitplan für den Aufbau einzuhalten, sondern auch, wenn etwas an der Decke der Halle angebracht werden muss. Das Nadelöhr für den Aufbau stellt jedoch das Hallentor wegen seiner Breite von sieben Metern dar. Dieses müssen alle vier Großgeräte, wie eingangs erwähnter Radlader und Kettenbagger, auf Tiefladern passieren. Durch die besondere Engstelle müssen aber auch noch ein Cat Muldenkipper 775 und ein Cat Radlader 988K XE. Das wird dann zur Zentimeterarbeit für das Aufbauteam. Nicht nur die Breite ist die Herausforderung, sondern auch weil das Tor nach dem dritten Aufbautag schließt. Denn der Messebau muss mit großen Schritten vorankommen – der Stahlbau für den Restaurantbereich kann nicht länger warten. „Wir können die beiden größten Maschinen wie den Cat 992 und 395 nur in der Halle montieren, da das Tor zu niedrig ist, wenn wir sie draußen zusammenbauen würden“, erklärt Uwe Wieduwilt.
Damit auf der bauma alles blitzt und blinkt, wenn die Scheinwerfer in der Messehalle die Exponate anstrahlen, werden die Baumaschinen in der letzten Stufe gereinigt und nachlackiert. Bevor die Besucher die Geräte in Augenschein nehmen dürfen, nimmt sie das Team der Projekt- und Einsatztechnik auf der Messe ab und die Messeabteilung prüft den optischen Zustand. Außerdem muss sichergestellt sein, dass sich die Ausleger nicht mehr bewegen können. „Es wäre fatal, wenn sich ein angehobener Ausleger in der vollen Messehalle senkt. Deswegen sichern wir alles, was sich bewegen würde“, so der Zeppelin Mitarbeiter. Zusammen mit seinen Kollegen hat er ein Auge auf die Messeexponate während der Messewoche. Haben bauma-Besucher und Kollegen Fragen zur Einsatzberatung, können sie sich ebenfalls an ihn und sein Team wenden. Außerdem wird von der Abteilung die Fernsteuerung Cat Command betreut – die Vorstufe zur Entwicklung von autonomen Fahrzeugen und eine Anwendung, die sich empfiehlt, wenn Arbeiten wie bei der Kampfmittelräumung oder aufgrund von Umweltbedingungen besser aus sicherer Distanz erfolgen sollen.
Das Messeende wird traditionell mit einem Maschinen-Hupkonzert und Ansprachen der Zeppelin Geschäftsführung eingeläutet. Für den Abbau, bei dem das Team der Projekt- und Einsatztechnik wiederum voll gefordert ist, sind neun Tage eingeplant. Dieser startet dann in der umgekehrten Reihenfolge: Los geht es mit den Kompaktmaschinen, um Platz für die Demontagen der Großgeräte zu schaffen. „Es dauert eine gute Woche, bis das große Hallentor wieder offen ist, über das dann der Abtransport der Großgeräte erfolgt“, so Uwe Wieduwilt. Dann wird von seiner Arbeit in der Messehalle nichts mehr zu sehen sein.