
Wer mit einem schwarzen Graffitistift auf Baumaschinen Konturen nachzieht, schafft damit einen absoluten Blickfang. Comic-Stil heißt diese besondere Form der Lackierung. Bei Autos hat der Trend längst voll eingeschlagen: Autolackierer Alexander Bloch von Stilbruch Lack aus dem nordrhein-westfälischen Bergheim hat bereits einen Porsche GT3, einen Mercedes-Benz C 43 T AMG und viele weitere Modelle in Artcars verwandelt. Doch es sind nicht nur Luxuskarossen, denen er einen neuen Look gibt. E-Bikes, Skateboards, Motorradhelme oder Schuhe hat er schon im Comic-Stil gestaltet. Inzwischen hat er sich auch Baumaschinen vorgeknöpft. Einen Cat Rad-lader 906 und einen Zeppelin Elektro-Telehandler ZT 6.26e machte er zu besonderen Kunstwerken. Auf der Messe RATL in Karlsruhe waren sie eine Attraktion.
Wesentliche Bauteile der Baumaschine bleiben während der Lackierung montiert. „Wir können nicht alles demontieren. Es ist eine Menge Arbeit, weil wir alles abkleben müssen“, erklärt Alexander Bloch. Das betrifft beispielsweise beim Cat 906 das Fahrerhaus, Original-Logos und Scheinwerfer, während verschiedene Gelbtöne per Spraydose – so wie sie für Graffitis verwendet werden – aufgetragen werden. Wie viel das sind, lässt sich nicht exakt beziffern. „Mal sind es 20 bis 30 Dosen von einem Farbton. Von manchen Farbtönen braucht man dagegen nur ein paar Sprühstöße“, so Alexander Bloch. Dabei werden die Farben in der Richtung dunkel bis hell und hell bis dunkel aufgesprüht. Für den Comic-Stil wird mit mehreren Farbebenen gearbeitet, um einen Tiefeneffekt zu erzeugen. Weiße Highlights bilden einen besonderen Kontrast. Anschließend werden mit schwarzem Graffitistift die Kanten und Linien, die sogenannten Outlines, nachgezogen. So heißen im Graffiti-Jargon die Umrandungen. Auf dem YouTube-Kanal von Stilbruch Lack gibt es Filme, die zeigen, mit welch fließenden Bewegungen ein Artcar seine schwarzen Konturen bekommt. Typisch für den Comic-Stil: Die Striche sind unterschiedlich dick und nicht zu gradlinig. Mit viel Schwung haben auch der Cat Radlader und der Zeppelin Telehandler ihre Konturen erhalten, die für die besondere Cartoon-Optik sorgen.
Angefangen hat Alexander Bloch mit Graffitis. Seine Ausbildung hat er als klassischer Autolackierer gemacht. Doch das Prozedere – Reinigen, Abkleben, Schleifen, Entfetten, Grundieren, bevor ein Basislack und dann später ein Klarlack als Schutz und Versiegelung aufgetragen wird – war irgendwann für ihn zu monoton. Er machte sich vor acht Jahren mit Stilbruch Lack selbstständig und fing an, Bauteile von Autos mit Konturen zu umranden. Daraus wurde immer mehr, und er perfektionierte den Comic-Stil. Seine erste Baumaschine war ein Cat Kettendo-zer D6 XE. „Caterpillar war mir natürlich ein Begriff. Ich habe mir ein Foto von der Raupe schicken lassen und habe erst eine Skizze gemacht, bevor ich dann in der Niederlassung von Zeppelin loslegte. Doch das ist ungewöhnlich. Normalerweise entwickle ich alle Ideen im Kopf und setze sie dann direkt um“, beschreibt er den Entstehungsprozess.
Einen ganz besonderen Effekt erzielt er inzwischen mit Lumilor, einer Oberfläche, die leuchtet, indem er das Prinzip der Elektrolumineszenz nutzt. Der Lack, den er aufträgt, besteht aus mehreren Schichten, darunter eine leitfähige Kupferschicht als Grundlage und eine abschließende Schicht mit leuchtenden Pigmenten. Durch elektrischen Strom wird sie zum Leuchten angeregt. „So ein Effekt wirkt nur in der Dunkelheit. Das wäre auch etwas für eine Maschine, die im Bergbau unter Tage im Einsatz ist“, meint er.
Die RATL ist nicht die einzige Messe, für die Alexander Bloch bereits zwei Baumaschinen im neuen Design geschaffen hat: Auf der SEMA Show in Las Vegas lackierte er live vor den Augen der Besucher einen Porsche GT3. „Ich operiere quasi am offenen Herzen. Da muss jeder Strich sitzen. Zum Glück bin ich noch nie verrutscht, aber falls das doch passiert, dann muss ich die Stelle wieder abschleifen und von vorn anfangen“, räumt er ein.
Seine Mission wäre es, 2028 Maschinen für die bauma zu gestalten. „Monster -Baumaschinen wären mein Traum“, erklärt er. Alexander Bloch hat noch einiges vor. „Ich habe viele Ideen, die ich nicht alle auf einmal in einem Objekt verwirklichen will, sondern ich zeige mit jedem Stück ein neues Detail.“ Wichtig ist für ihn, dass alles Unikate bleiben. „Ich kann nicht zwei Mal das Gleiche machen. Jedes Werk ist einzigartig und etwas Besonderes.“
Auf Instagram präsentiert er in Kurzvideos seine Arbeitsergebnisse. Inzwischen erreicht er darüber eine Community von über 400 000 Followern. „Zu schön für die Baustelle“, „Später tut jeder Kratzer weh“ oder „Kann man sich da bewerben, um seinen Radlader als Übungsobjekt zur Verfügung zu stellen?“ sind die Kommentare zum Cat Radlader 906 aus den Reels der wachsenden Fangemeinde.