Unter Graderfahrern ist er ein Begriff: Albi Montag oder einfach nur Grader-Albi. Seit 2015 steuert er für das Tiefbauunternehmen Richard Schulz mit Haupt-sitz in Neuburg an der Donau einen Cat Motorgrader 120M2AWD. Zusammen sind sie in der Dachauer Niederlassung stationiert – dafür steht auch das Kennzeichen ND für Nie-derlassung Dachau. Die Baumaschine wurde ganz nach seinen Wünschen und entspre-chend der Anforderungen der Praxis getunt. Dabei hat der Fahrer viele Anregungen mitentwickelt, wie eine Schildanzeige, die auch bei nachfolgenden Grader-Serien von Cat aufgenommen und von etlichen Baufirmen übernommen wurde. Inzwischen hat die Baumaschine von Albi rund 13 000 Betriebsstunden erreicht – seit Wochen absolvierte sie Einsätze auf und rund um das Messegelände der bauma. Albi und sein Grader muss-ten Flächen für die Aussteller vorbereiten und diese dann nach Messeschluss auch wie-der rückbauen oder Parkflächen für Busse anlegen, welche die Besucher zur bauma brachten.
Menschen wie Albi sind diejenigen, die im Hintergrund einer bauma wirken und dafür sorgen, dass die Voraussetzungen für die Messe geschaffen werden. Mit sechs bis acht Mitarbeitern das ganze Jahr und zwei Wochen vor der bauma mit bis zu 30 ist der Tiefbauer Richard Schulz in der heißen Messephase vor Ort. Sie sind schon Wochen vor dem eigentlichen Messetermin beschäftigt, die Vorbereitungen für den Aufbau der Messestände sowie die Standplätze der schweren Baumaschinen zu schaffen. Aber auch in Aschheim machen sie aus einem Acker Stellflächen für Lkw, die dort erst einmal zwischengeparkt werden. Denn die Anlieferung und Abholung erfolgt per Zeitfenster, das online gebucht werden muss, um den Lkw-Verkehr für die Auf- und Abbauzeiten intelligent zu steuern. Um Stellflächen mit einer gewissen Festigkeit für die Lkw anzulegen, wurde die Fläche mit dem CatGrader geebnet, dann mit einem Bulldog und Mulcher bearbeitet, mit der Walze verdichtet, wieder mit Albis Arbeitsgerät planiert und mit dem Unimog samt Stehr Verdichterplatten verdichtet. Dieser sorgt anstelle einer Walze für die Nachverdichtung der vom Grader aufgebrachten Frostschutzschicht. „Das Verdichtungs-ergebnis ist deutlich besser, wenn das Wasser eine homogene Verbindung mit dem Unter-grund und den Sedimenten eingeht“, erklärt der Maschinist. Aufgrund der Gegebenheiten wurde ein Mineralgemisch 0/32 im Bereich der Ein- und Ausfahrten, die natürlich asphaltiert wurden, aufgebracht und verdichtet.
Weil von Mal zu Mal immer mehr Besucher zur bauma kamen, jedoch Parkflächen auf dem Messegelände knapp wurden, wirkte der Grader auch mit, dass in Feldkirchen aus einem 66 000 Quadratmeter großen Acker Parkflächen für 300 Busse entstehen konnten. Auch hier das nahezu gleiche Spiel: Der Humus wurde abgetragen, die Fläche mit dem Cat 120M2AWD und seiner Schar geebnet, mit dem Bulldog und Mulcher bearbeitet, wieder mit dem Grader und seiner Steuerung planiert, dann noch mal eine fünf Zentimeter dicke Schicht RC-Beton in den kritischen Bereichen wie Ein- und Ausfahrt oder Wendebereich aufgetragen und mit dem Unimog verdichtet.
Flächen für die bauma-Aussteller im Außengelände legt der Cat Grader ebenfalls an. „Die Flächen haben zur Mitte hin einen Überhang, damit das Wasser besser zu den Seiten hinab-fließen kann und sich dann nicht staut. Material, das zu viel ist, tragen wir mit dem Grader ab. Unsere Firma versorgt die Aussteller aber auch mit Material, mit dem die Aussteller ihre Mes-seausstellungsflächen gestalten – bis zu 15 000 Tonnen Splitt und Riesel wurden für sie ge-liefert und eingebaut. Ist die bauma vorbei, müssen wir das wieder abtragen und die Flächen wieder in ihren alten Zustand zurückversetzen“, erklärt Albi. Das heißt, die Flächen werden wieder entsprechend profiliert, wobei auch dann wieder der Grader gefragt sein wird.
Albi wird noch weit bis ins nächste Jahr auf oder rund um das Messegelände zu tun haben. Denn sein Arbeitgeber hat inzwischen verschiedene Aufgaben rundum die Messe übernom-men. Schon für die Messe IFAT und diverse andere Messen wurden die Flächen asphaltiert. Richard Schulz war aber auch bereits im Lauf des Jahres beauftragt worden, für die drei gro-ßen Konzerte von Helene Fischer, Andreas Gabalier und Robby Williams auf dem Messege-lände in Riem Rettungswege mit Kies anzulegen und Flächen zu planieren. Dazu Albi auf seinem Instagram- und Facebook-Kanal über seinen Job: „Eine der bisher schönsten und auf-regendsten Baustellen seit Langem. Dabei habe ich einen Einblick in eine Welt entdecken dürfen, die sehr besonders und interessant ist.“ Aber auch die Arbeiten für die bauma sind besonders. „Hut ab vor allen, die das hier gemeinsam rocken, um den Besuchern aus der ganzen Welt eine Woche Show hier zu zeigen“, so der Graderfahrer.
Dabei kann er sich auf seine Maschine trotz ihrer 13 000 absolvierten Betriebsstunden voll verlassen. Dafür achtet er aber auch darauf, dass sich der Verschleiß an seinem Arbeitsgerät in Grenzen hält. „Statt in einem 90-Grad-Winkel auf Asphaltflächen einzuknicken, fahre ich lieber einen Bogen oder rangiere einfach hin und her, denn sonst werden die Achsen unnötig belastet“, so der Mitarbeiter von Richard Schulz. In den Hundegang schaltet der Fahrer beim Rückwärtsfahren und wenn er das Gewicht des Graders verteilen muss. Dabei laufen die Rä-der spurversetzt. Das heißt, der vordere Bereich wird nach links oder rechts ausgeschwenkt. Er hat sich bei der Wahl seiner Arbeitsausrüstung auf Michelin-Breitreifen vom Typ 550/65R25 festgelegt, was der besseren Traktion beim Einbau von Sand, Kies und Schotter geschuldet
ist. „Mein Cat war anfangs der Einzige, der damit fuhr. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht“, meint der Fahrer.
Breitreifen waren nicht die einzige Idee, die auf das Konto von Albi gingen. Er bestand auf Verzurrösen am Heck, einem Schutz der Hydraulikleitungen am Lenkzylinder und diverse an-dere Kleinigkeiten. Seit 28 Jahren sitzt er hinter dem Steuer eines Graders und aufgrund seiner Berufserfahrung weiß er darum nur zu gut, was sein neues Arbeitsgerät mit Frontschild und Ripper alles an Ausstattung für den Straßen- und Wegebau braucht, um noch mehr an Leis-tung herauszuholen und seine Fahreigenschaften zu trimmen. Der Maschinist bestand zum Beispiel darauf, dass etwa die Bedienung des Frontschilds in den rechten Joystick integriert wurde. „Nur so macht es auch Sinn, weil ich den Schalter nicht mehr zum Bedienen auslassen und übergreifen muss“, meint der Graderfahrer. Caterpillar hat das Bedienkonzept zur bauma 2007 überarbeitet und bietet seitdem bei den neuen Motorgradern eine durch zwei Joysticks gesteuerte Arbeits- und Lenkhydraulik anstelle der früheren Klavier-Steuerung an. Ein weite-res Detail hat der Fahrer bei der Schar verbessert. Sie erhielt ein zusätzliches Seitenblech über Eck. „Dadurch wird erreicht, dass nicht zu viel Material nach außen verläuft“, erklärt Albi. Was den Frontschild betrifft, muss er sich, seit er den Cat Grader fährt, nicht mehr rein auf sein Fingerspitzengefühl verlassen. „Man wusste früher nicht, wann der Frontschild die per-fekte Position zum Wegschieben erreicht hat“, führt er aus. Seine Idee: Eine mechanische Anzeige, einfach, aber wirkungsvoll, in Form eines roten Zeigers, die ihm signalisiert, wann der Schild auf den Untergrund trifft. Auch der Ripper wurde nachgebessert, der dazu genutzt wird, festgefahrene Oberflächen aufzureißen. Zusätzlich zu den fünf langen Aufreißzähnen erhielt dieser noch mal neun kleinere Aufreißer extra. Der Abstand durch neun Aufreißzähne wurde verringert, sodass keine großen Lücken zurückbleiben, wenn der Grader die Flächen auflockert.
„Für uns hat Albi Montag wichtige Anregungen gegeben. Entwicklungsingenieure von Cater-pillar setzten die Fahrer-Vorschläge in die Tat um – einige hielten Einzug in die weltweite Se-rienproduktion, sodass auch andere Anwender davon in Zukunft profitieren werden“, so Staale Hansen, der bei Zeppelin das Produktmanagement für Großgeräte leitet, zu denen auch Mo-torgrader wie der von Albi zählen.