Geht nicht, gibt’s nicht

 

Bis ein Cat Mobilbagger zum Zugpferd für eine rollende Werkzeug-Box werden konnte 

Manchmal war er kurz davor, alles über Bord zu werfen. Doch von der Idee, seine Baumaschine um weitere Funktionen zu erweitern, ließ sich Seniorchef Lud-wig Ortlieb nicht abbringen. Er wollte mit einem Cat Mobilbagger M317F einen Anhänger mit dem passenden Werkzeug ziehen. „Damit wollen wir uns unnötige Leerfahrten spa-ren und mehr Zeit für andere Aufgaben haben, weil wir alles an Bord mitführen, was wir benötigen, und so noch mehr aus dem Bagger herausholen, wenn wir die Effizienz stei-gern“, erklärt er. Doch schön der Reihe nach. Ganz so einfach war die Umsetzung nicht. Denn zum Maschinenkonzept gehört auch der Einsatz eines Oilquick-Tiltrotators. 

Hartnäckig bohrte Ludwig Ortlieb immer wieder nach, welche Vorgaben erfüllt sein müssen, damit er mit der Baumaschine, die für den Straßenverkehr zugelassen ist, auch einen Anhä-nger mitführen darf. Das hatte er in seinem Urlaub gesehen und bei Recherchen im Internet fand er heraus, dass es nicht nur in Norwegen, sondern auch in Holland möglich ist. Er dachte sich, das muss in Deutschland genauso machbar sein. Doch dafür brauchte er für sein Unter-nehmen Ludwig Ortlieb eine extra Genehmigung und Abnahme durch den TÜV, wenn sich der Mobilbagger mit maximal 20 km/h im öffentlichen Verkehr mit dem Anhänger bewegt. Immer wieder hörte der Unternehmer: „Das machen wir nicht“ oder „lasst es bleiben, es geht nicht“. Doch Ludwig Ortlieb ließ nicht locker. „Der springende Punkt war: Es handelt sich um eine selbstfahrende Arbeitsmaschine“, erklärt er. Mit seinem Baumaschinenlieferanten Zeppelin und Mitarbeiter Daniel Bauer sowie einem engagierten TÜV-Mitarbeiter kam er dann zum Ziel – nach unzähligen persönlichen Gesprächen, Telefonaten und E-Mails. Mit einem sechs Meter langen Tandem-Zweiachs-Dreiseitenkippanhänger TDK 80A 88VRR von Fliegl – so wie er auch häufig in der Landwirtschaft eingesetzt wird – und dem Cat M317F ist Fahrer und Juni-orchef Lukas Ortlieb auf Baustellen rund um den Firmensitz Mering unterwegs. 2 300 Betriebs-stunden hat er mittlerweile absolviert. Doch damit der Mobilbagger den Anhänger ziehen kann, waren einige Anpassungen erforderlich. 

Zum Beispiel am Schild hinten. Daran ist das Anhängermaul verschraubt, das selbst dann dranbleibt, wenn die Baumaschine ohne Anhänger unterwegs ist. In diesem Fall wird immer eine Werkzeugbox mitgeführt. „Allein die Änderung am Schild war nicht ganz so einfach wie gedacht. Das muss stabil sein“, so Ludwig Ortlieb. Es wurde vom TÜV genau geprüft und abgenommen. Das gilt für alle Änderungen sowie die nötigen Schweißarbeiten, aber auch für Funktionen, etwa ob die Bremslichter des Hängers funktionieren, denn der Anhänger ist auf-laufgebremst. Das heißt, er verfügt über eine eigene Bremse. 

Angepasst werden musste auch die Anhängerkupplung: Sie wurde ebenfalls extra verstärkt – schließlich muss der Bagger einen Anhänger mit acht Tonnen Zuladung ziehen können. „Be-sonders wichtig war für die Abnahme die Hinterachslast, die nicht überschritten werden durfte. Wir haben auf unserem Firmengelände in Mering einen großen Lagerplatz sowie eine eigene Waage. Dort haben wir dann auch Tests gefahren. Nach ein paar Versuchen hatten wir dann alles so ausgerichtet, dass die maximal zulässige Stützlast eingehalten wurde“, berichtet der Juniorchef. 

Damit der Oberwagen des Baggers drehen kann, ohne dass er das Stromkabel des Anhängers tangiert oder abreißt, wurde eine andere Drehdurchführung installiert und das Kabel am Un-terwagen befestigt. Der Zeppelin Werkstattmeister aus Garching, Gerich Wendelin, hat die Hydraulik angepasst. „Sonst müssten wir jedes Mal beim Drehen des Oberwagens den Anhä-nger ab- und wieder ankuppeln“, lautet die einfache Erklärung. Den Anhänger abzukuppeln, dauert knapp eine Minute. „Man muss lediglich das Stützrad mit der Handbremse anziehen, den Anhänger abstecken und das Anhängermaul aufmachen und fertig“, so Lukas Ortlieb. Oder beim Ankuppeln die Schritte genau in umgedrehter Richtung ausführen. 

Um das Beladen zu erleichtern, können die seitlichen Bordwände des Anhängers geöffnet werden und die Bordwand lässt sich zudem abstützen. „Beladen wird der Anhänger wie jeder Lkw“, so Lukas Ortlieb. Transportiert werden soll eine Fülle an Anbaugeräten wie verschiedene Löffel mit Breiten von 60, 80 und 120 Zentimetern, Sortiergreifer, Palettengabel, Anbauver-dichter, Planierbalken, Meißel, Verlängerungsarm, Besen sowie Tiltrotator mit Quilquick 70/55. Hinzu kommen typisches Baustellenwerkzeug, Messinstrumente und eine Leiter. Damit das sicher befördert werden kann, gibt es eine eigene Werkzeugbox auf dem Anhänger. Anbau-geräte müssen im Zuge der Ladungssicherung fest verzurrt werden. Die nötigen Spanngurte sind ebenfalls in einer Box unterbracht, die unterhalb der Anhängermulde ihren Platz hat. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Wenn das Gespann auf öffentlichen Straßen unterwegs ist, darf es keine Schüttgüter transportieren. Anders ist es wiederum auf Baustellen. Dann darf der Mobilbagger den Anhänger damit beladen. 

„Mit acht Tonnen Zuladung kommen wir mit dem Bagger an seine Grenze und es erfordert etwas Übung, so eine Last zu ziehen oder damit dann rückwärtszufahren. Das bedeutet, viel zu üben und umzudenken. Ich muss nicht nur auf den Anhänger achten, sondern auch auf den Löffel aufpassen. Geringfügig merkt man, dass man beim Bergabfahren mehr Gewicht auf den Achsen hat“, erklärt Lukas Ortlieb. Er musste seinen Fahrstil an das Gewicht und das andere Fahrverhalten ausrichten. Ausgerüstet wurde der Bagger in der Kombination Tiltorator, Oilquick-Schnellwechsler und Sandwichanbau. Aber es geht noch weiter: Unten befindet sich wiederum ein hydraulischer Wechsler mit einem zusätzlichen Hydraulikanschluss. „Solcher Technik gehen viele Überlegungen voraus. Hier konnten wir auch auf viel Unterstützung von Oilquick zählen“, so Ludwig Ortlieb. Er verspricht sich davon einen Sprung nach vorne, was effizientes Arbeiten betrifft. Darum unternimmt er solche Anstrengungen wie mit dem Anhä-nger und dem Bagger, bis sie spruchreif sind. Oder er ist bereit, bei Baumaschinen Field-Follow-Geräte zu testen, bis diese Technik in Serienproduktion geht. 

Der Aktionsradius des Familienbetriebs liegt im Dreieck Augsburg, Landsberg und München. Eingesetzt wird der Cat M317F vor allem im Straßen- und Wegebau, aber auch im Tief- und Erdbau. Hier kommen noch weitere Mobilbagger wie ein ZM 110 und ein Cat M320 der neuen Generation zum Einsatz. Diesen steuert Florian Obermair, der seit über elf Jahren in dem Familienbetrieb beschäftigt ist. „Ich freue mich, dass unser Fahrer mit einer 2DSteuerung so-wie mit einer festverbauten Waage arbeitet und solche Innovationen annimmt, die einen Mehr-wert darstellen. Dann macht sich die Investition in solche Technik auch bezahlt, wenn wir damit schneller oder produktiver sind“, ist Ludwig Ortlieb überzeugt. Das gilt auch für den M317F mit dem Anhänger. 

Diese Kombination ist der ganze Stolz des Fahrers. „Baumaschinen sind einfach meine Pas-sion. Ich achte sehr auf Sauberkeit. Es ist mein erster neuer Bagger und der wird gehegt und gepflegt. Vorher bin ich nur Gebrauchtmaschinen gefahren“, erklärt Lukas Ortlieb, der regel-mäßig seinen neuen Arbeitsplatz reinigt. „Ich verbringe viel Zeit in der Kabine und da will ich es ordentlich haben“, fügt er hinzu. Und das spiegelt sich an vielen Stellen wider. So wurden extra Riffelbleche beim Aufstieg unter dem Fahrerhaus sowie unter der Tür zum Motorraum montiert, die am Unterwagen außen verlaufen. Damit können die Arbeitsschuhe, an denen Schmutz von den Baustellen haftet, beim Einsteigen abgeklopft werden, ohne dass der Lack in Mitleidenschaft gezogen wird. Schließlich soll möglichst wenig Staub in den Innenraum ein-dringen. Doch ganz lässt sich das nicht vermeiden – Baustelle bleibt Baustelle. Darum befindet sich im Inneren des Fahrerhauses ein Kompressor. Damit kann der Fahrer seinen Arbeitsplatz reinigen, sollten sich doch noch Verunreinigungen auf der eigens angefertigten Fußmatte mit Cat Logo befinden. Ein Sitzbezug schont den Fahrersitz ebenfalls. Dass das Bauunternehmen Wert auf das Erscheinungsbild legt, zeigt sich auch am Anhänger. Er wurde im typischen Cat gelben Farbton lackiert. Eine persönliche Note hat Lukas Ortlieb seinem Arbeitsplatz gegeben: So ist im Fußraum ein Schild mit seinem Namen und Geburtstag untergebracht. Auf dem Tiltrotator hat er eine Gummiente mit Blickrichtung zu ihm befestigt. Und in der Kabine hat er das Maskottchen, den Zeppi, installiert. Damit ist aus dem Cat M317F ein individueller Bagger geworden, der in dieser Form absolut einzigartig ist. 

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