Werden Speiseöl oder Biokraftstoffe hergestellt, soll-ten diese frei von Schwebeteilchen sein. Darum greift die Industrie auf Bentonit zurück, das sich aus Tonmineralien zusammensetzt und Verunreinigungen aufnimmt. Das Ge-stein, das aus der Verwitterung von Vulkanasche entstand, erstmals in den USA in Fort Benton entdeckt wurde und dem Gestein den Namen gab, bietet Eigenschaften, wie eine hohe Resorptions- und Quellfähigkeit. Diese nutzt auch der Tiefbau aus. Dort wird Ben-tonit als Stützflüssigkeit bei der Erstellung von Schlitzwänden verwendet oder zum Ab-stützen von Bohrpfählen sowie für den Schildvortrieb im Tunnelbau und bei der gra-benlosen Verlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen im Spülverfahren eingesetzt. Das größte deutsche, für technische Zwecke nutzbare Bentonit-Vorkommen befindet sich im Dreieck Mainburg, Landshut und Moosburg. Dort betreibt der Spezial-Chemie-konzern Clariant mehrere Tagebaustätten, um das Gestein zu gewinnen. Das erfordert jedoch auch umfangreiche Abraumarbeiten. Für diese Funktion hat vor Kurzem ein neuer Cat Kettenbagger 352 Einzug gehalten.
Der Tonabbau hat in der Region eine lange Tradition – seit 1905 erfolgt die Förderung und Verarbeitung von Bentonit in Moosburg. Und seit 2012 liegt sie in der Verantwortung des Cla-riant-Konzerns, der das Vorgängerunternehmen Süd-Chemie übernommen hat. Der Abbau erfolgt an verschiedenen Standorten parallel. „Das hat mit unseren Produkten zu tun. Abneh-mer von Bentonit sind Gießereien, der Spezialtiefbau sowie die Hersteller von Speiseölen und Biokraftstoffen. Je nach Produkt erfordert das eine andere Zusammensetzung. Daher greifen wir auf unterschiedliche Abbaustätten zurück. Außerdem dient das unserer Qualitätssiche-rung“, erklärt Christian Fehr, Clariant-Produktionsleiter, der als solcher für die Tagebaube-triebe verantwortlich ist.
Dem Abbau geht die Abraumbeseitigung voraus, um an das von der Industrie begehrte Vor-kommen zu kommen. Das übernimmt eine eigene Abraumkolonne. Im Tagebau Vogen be-steht sie aktuell aus dem neuen Cat Kettenbagger 352, einer Raupe und zwei Dumpern. Das Baumaschinenquartett arbeitet sich Schicht für Schicht vor, um den gewachsenen Boden ab-zutragen. „Die Mächtigkeit des Abraums variiert zwischen mehreren Metern, dann erst kommt die Tonschicht“, erklärt Christian Fehr. Zeppelin: Confidential GREEN
Nach dem Ende der Bentonitförderung wird das Gelände wieder passend zum hügeligen Landschaftsbild der Voralpenregion modelliert. Damit werden die einstigen Abbauflächen wie-der in ihren ursprünglichen, landwirtschaftlichen Zustand zurückversetzt und rekultiviert. An-stelle von Fichtenmonokulturen pflanzt Clariant Laubmischwälder – als Ausgleich für den Ab-bau und als Beitrag zur Nachhaltigkeit. „Letztlich sollen die Landwirte wieder den Boden wie vor dem Abbau nutzen können“, so Christian Fehr.
Um für den Abraumeinsatz gewappnet zu sein, wurde der Abraumbagger angepasst. Im Fall des neuen Cat 352 wurde ein 3,9 Kubikmeter großer Löffel, bestückt mit sechs Zähnen, für den kurzen Ausleger gewählt, der für das Arbeitsumfeld in der Erdbewegung ausgerichtet ist. „Mit einem kurzen Ausleger kann die Maschine schneller das Material auf Dumper verladen. Trotzdem genügt uns die Grabtiefe“, so Christian Gammel, Teamleiter der Abteilung Technik Bergbau bei Clariant. Für die Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten greift man auf den Zep-pelin Full Service zurück, der über die Niederlassung Garching erfolgt. „Die Koordinierung er-folgt mit der Abteilung Technik Bergbau, damit es schnell wieder weitergehen kann“, meint Christian Gammel. 25 Baumaschinen muss das Team betreuen. Da gibt es immer was zu tun. Im Schnitt wird ein Gerät bis zu fünf Jahre in Betrieb sein.
Der neue Cat 352 ist bereits der dritte Abraumbagger für Clariant – Fahrer wie Stephan Schwemmhuber sind von der Technik überzeugt. „Von den Verbrauchswerten passt es auch“, meint Christian Fehr. Im Schnitt beträgt der Kraftstoffverbrauch an die 34 Liter pro Stunde. „Auf den ersten Blick mag das viel sein, aber man muss bedenken, dass der Bagger unentwegt am Laden ist, und der gewachsene Boden ist schweres Material“, so der Produktionsleiter.
Clariant beschäftigt drei Abraumkolonnen. Weil der Einsatzort wechselt und die Baumaschi-nen in verschiedenen Tagebaustätten eingesetzt werden, wurde ein ausfahrbares Laufwerk für den Kettenbagger gewählt. Das soll Transporte erleichtern. Die Bodenplatten wurden als breite Ausführung bei Zeppelin und dem Konzernkundenbereich bestellt – Verkaufsleiter Christoph Gil betreut Clariant und hatte die Baumaschine in dieser Konstellation angeboten. „Der Bagger muss in verschiedenen Lockergesteinen arbeiten. Die breiten Bodenplatten ver-leihen ihm dann die nötige Stabilität und Standsicherheit“, ist Christian Gammel überzeugt. Nur bei extremer Witterung wie lang anhaltendem und starkem Regen muss der Bagger auf-grund der Bodenverhältnisse eine Pause einlegen. Dagegen macht ihm eine zu große Tro-ckenheit weniger zu schaffen. Um Rücksicht auf die Umgebung zu nehmen, werden dann die Fahrwege der Maschinen bewässert. Der Wegebau darf nicht vernachlässigt werden, um den Bentonit per Straßen-Lkw für die Weiterverarbeitung aus den Tagebaustätten ins Verarbei-tungswerk transportieren zu können. Damit schließlich viele Branchen und Anwendungen von den einzigartigen Eigenschaften des Rohstoffs profitieren können.